Sebastian Linda

Alles fing an im großen Bladerboom 1996 mit 12 Jahren. Meine Freunde, Bekannten, ja sogar meine Eltern fingen an sich auf Inlinern fortzubewegen. Nur ich nicht.
Ich kaufte mir ein Skateboard aus dem Supermarkt und fuhr mit teilweise 20 Bladern durch die Strassen. Sicher muß das lustig ausgesehen haben genauso wie ich damals.

Nun, da die Inliner auch Rails und Jumpramps bauten kam mir das zum Glück zu Gute. Nach nichtmal einem halben Jahr hingegen waren die Inliner ausgestorben wie Dinosaurier und und ich cruiste mit meinem Skateboard alleine durch die Kleinortstrassen von Schorschehausen. Teilweise war es schon hart, denn man kann es sich kaum vorstellen wie es ist, wenn man gar keine Inputs bekommt außer aus Skatebüchern von 1989. Doch man erfährt wirklich wie unglaublich weit Skateboarden schon damals war. Zu spüren war das daran, das man alleine auch mit Mitteln von Video und Büchern kaum Tricks lernen konnte. Alles war unheimlich weit weg. Erst als ein Ex-Skater mir einen Ollie zeigte verstand ich überhaupt, dass dieses auch für mich möglich war und schon bald olliete ich die Bürgersteige rauf und runter. Rauf und runter. Rauf und runter.....

Zum Glück hatte ich aber meine Mama die mich zu allerlei Skateparks in der Umgebung fuhr. Ich war damals etwa 13 als ich mit einem Freund das erste Mal nach Darmstadt fuhr. Ich kann mich noch sehr gut erinnern: Ich hatte damals gerade einen Kickflip gelernt und zu dieser Zeit war auch ein einzelner Kickflip noch etwas tolles das nicht jeder konnte. Ich machte also einen Kickflip 3 Stufen runter welcher die Darmstädter Skater auf mich Aufmerksam machten. Besonders Ruben Löbbert der mir am liebsten erklärte das ich mir doch andere Freunde suchen sollte . Naja, wie ihr seht habe ich mich doch noch in sein Herz gefilmt ;)

Auf jeden Fal war Darmstadt damals ein Paradies für mich mit den ganzen vielen skatenden Leuten und den vielen Spots an denen man seine Tricks lernen und weiterentwickeln konnte.

So brach das Darmstadt Skate Fieber bei mir aus und ich kann mich noch erinnern das ich nach jedem Schultag um 13:30 nach Hause kam, ich schnell etwas aß und genau um 14:23 wieder im Bus nach Darmstadt saß. Normalerweise kam ich dann total fertig gegen 9 Uhr wieder nach Hause. Fertig aber zufrieden.

Durch das ganze Skaten war ich auch angespornt worden mal mein Glück bei einem Contest zu versuchen. So fuhr ich mit 14 die C Gruppe in Limburg mit und ich war so von Nervosität geplagt, dass ich es gar nicht fassen konnte den zweiten Platz gemacht zu haben.
Darauf folgten noch ein paar andere Contests wo ich sogar insgesamt 3 mal gewinnen konnte.

Mit dem Kauf der ersten Videokamera kam es zum erneuten Ansporn noch bessere Tricks zu machen. Leider muß ich an dieser Stelle sagen, dass manchmal das pure Spaßskaten hinter dem Filmskaten verschwindet.

Immer noch ohne Auto verhalf mir vor allem Ruben Löbbert, das Geld meiner Eltern und Mama über die Grenzen Darmstadts hinauszukommen. Vor allem Hofheim, das San Francisco Hessens oder die Limburger Halle war ein Ort der oft mit unseren Skateboards belagert wurde. 2000 gab es dann sogar die erste Titus Summer Skatetour wo alle Darmstädter mit dabei waren. Hier kamen wir sowohl nach Paris als auch nach Barcelona: der Traum eines jeden Streetskaters.

Mit diesen Reisen passierten natürlich auch unmengen lustige, schräge und skurille Sachen die man in Worten kaum erklären kann.
Natürlich gab es aber auch die Tage an denen rein gar nix klappte. Nichtmal der einfachste Trick schien möglich zu sein.

Leider wurde das Staatstheater in Darmstadt für Skater immer untauglicher gemacht um 2000 rum und so sollten sich meine Bemühungen in die Mühen zum errichten eines neuen Skateparks in Reinheim doch noch auszahlen. Nach 5 Jahren Diskussionen um Baugenehmigungen, Umweltverschmutzun, randalierende Jugendliche und ein Skateboard was dreimal so laut wie eine Lastwagenkolonne sein soll, kam es doch noch zur Durchsetzung des Reinheimer Skateparks. Ich durfte sogar zusammen mit dem Bauer der Skaterampen den Park planen und konnte so meiner Kreativität freien Lauf lassen. So gab es Anfang 2001 im Februar die Fertigstellung des Parks zu feiern. Lustig war, das niemand wusste das dieser schon fertig war, und ich eines Tages per Zufall vor einem neuen unberührten Skatepark stand... ich sag euch, das war ein Gefühl !!!

Skateboarden ist niemals einfach. Manchmal muß man nichtmal an einen Trick denken und durch ein bestimmtes Gefühl geht er wie Butter. Es gibt aber auch die Tage an denen man an den einfachsten Tricks verzweifelt und egal wie hart man es auch versucht: Es geht einfach nicht.
Skateboarden bietet mir persönlich immer wieder etwas neues, eine Herausforderung. Gerade weil es doch so simpel ist und doch irgendwie wieder unglaublich komplex.

Skaten hat mich mit 12 absolut gepackt und ich muss sagen das ich nicht weiß wie mein Leben verlaufen wäre wenn ich nicht dieses Brett unter meinen Füßen entdeckt hätte.
Ein aussenstehender mag keinen Sinn in diesem albernen Krachmachen erkennen. Doch jemand der wirklich mit ganzem Herz skatet wird wissen wie unglaublich befriedigend das Gefühl nach einer wirklich geilen Session ist... Unbeschreibbar.

Mit dem Fluchtpunkt Skateboard Video habe ich nun eine Möglichkeit gefunden dieses Gefühl auszudrücken auch wenn man nicht auf dem Brett steht.
Skateboarding hat viel zu meiner Entwicklung beigetragen und ich möchte noch all den Leuten danken die mit dazu beigetragen haben das ich diese Chance wahrnehmen konnte.

Besonders: Meinen Eltern, Ruben Löbbert, den Rest der Darmstädter Skatern(kommt mal wieder skaten), und den KCs zu denen ich niemals gehören werde.